Dienstag, 04. November 2025
Ein schöner Abend wird wunderbar gewürdigt...
Schräger Hochgenuss
Das Publikum abschließend zum Mitsingen im Stehen aufzufordern, sichert die seltenen (weil selten angebrachten) „Standing Ovations“. Das hätten die drei Mädelz aber gar nicht nötig gehabt. Nach diesem berauschenden Konzert hätte es ohnehin niemanden im begeisterten Auditorium auf den Sitzen gehalten. Und das völlig zu recht.
Sie geben sich stilecht schräg – schließlich „entstammen“ sie den wilden Zwanzigern des letzten Jahrhunderts. Sie machen Musik vom Allerfeinsten. Der Gesang präzise, kunstvoll gedrechselt in close harmony, die Instrumentalparts verblüffend perfekt, bei dem kurzweiligen Wirbel, den sie so nebenbei noch auf die Bühne tanzen, geradezu bewunderungswürdig. Und: Es stimmt einfach alles zusammen: Der Schwung, das Tempo (selbst, wenn es mal rausgenommen wurde), die Arrangements, die Texte. Ach ja, die Texte. So präzise gedichtet, dass sie der Musik gar nicht bedurft hätten, aus einem Füllhorn an Wortspielen punktgenau getrimmt, und doch ohne jede Künstlichkeit. Die beschränken die Sistaz auf Äußeres und Habitus, alles, was sie tun, ist Kunst vom allerobersten Rang.
Das Publikum dankte es nicht nur mit angemessen stürmischem Applaus, sondern schon dadurch, dass es sich von den Rhythmen von Beginn an mitreißen ließ, gar nicht anders wollte, weil nicht anders konnte. Auf die Uhr hat an diesem Abend niemand geschaut, und beim Hinausgehen waren alle damit beschäftigt, sich gegenseitig zu versichern, dass man die Zucchini Sistaz nie mehr verpassen will. Sollte man auch nicht.
Wolfgang Benesch