Dienstag, 15. April 2025
Cortes und Felice’s Abgesang auf Magie der Zirkuswelt nimmt mit
Das Thema ist nur feinfühlig zu bedienen, Realismus würde der subtilen Träumerei nicht gerecht. Darin ist ihre behutsame Artistik, ihre trotz fetzigem Gesang und dominantem Schlagwerk zurückhaltende Musik, ihr liebevoll und phantasieanregend gestalteter Video-Hintergrund ein Volltreffer – eine fast unbotmäßig laute Vokabel bei den leisen Tönen, die die beiden anzustimmen und anzuregen verstehen.
Das verstaubte kleine Andenken-Lädchen ist nicht etwa gespickt mit Verkaufbarem. Es macht seinem Namen alle Ehre, weil jedes seiner Versatzstücke an etwas denken lässt. Wo immer Cortes hinfasst, es öffnet sich ein Reigen lebhafter Erinnerungen an die gute alte Zeit seiner generationenalten Artistenfamilie.
Und Felice ist das immer aus Neue überraschbare, bezaubernd bezauberte Medium, dem er dieses schillernde Kaleidoskop auffächert. Wer es deutlich und direkt braucht, war hier falsch. Fast alles Wichtige wurde nur angedeutet, blieb gekonnt zwischen den Zeilen hängen, ohne dadurch zu undeutlich zu werden.
Und die immer wieder aufblitzende Artistik, zu der auch Cortes‘ Art, Schlagzeug zu spielen zählt, überhöhte die inhaltlichen Gipfel wortlos. Schade, dass die diesen Sinn weitertragenden Liedtexte nur denen zugänglich waren, die sehr gut Englisch hören können – die Lieder hätten auf Deutsch mehr Konsonanten aushalten müssen, aber die Botschaft der beiden wäre noch deutlicher geworden.
Der Abend bewies, dass man auch mit hingetupften Gesten glänzen kann – vielleicht sogar nachhaltiger als mit immer unübersehbaren Paukenschlägen. Wie schön, dass Platz und Zeit für etwas ganz Kleines, aber doch so sehr Feines ist. Jeder, der sich auf so Leises einlassen kann und will, war fasziniert.
Wolfgang Benesch