Wort-Orkan fegt durch Delbrück

Samstag, 04. Mai 2024

 
Wort-Orkan fegt durch Delbrück

Ingo Börchers „Das Würde des Menschen“ gekonnt schonungslos - Bravo-Rufe sind in Delbrück so leicht nicht zu erzielen. Mehrere „Vorhänge“ nach einem von der Anlage her spröden, weil völlig auf Sprache reduzierten Ein-Mann-Kabarett auch nicht. Ingo Börchers bekam beides, und das hatte seinen guten, seinen sehr sehr guten Grund.

Eigentlich könnte man den gesamten Text, den der Schnellsprecher einem rücksichtslos, aber ohne jede Häme oder Überheblichkeit um die Ohren schlägt, drucken und als Pflichtlektüre in unsere Schul-Curricula einfügen. Denn eine subtilere und gültigere Zusammenfassung dessen, was aktuell Deutschland und deutsch Sein ausmacht, wird man so schnell nicht finden. 

Seine unbändige Freude an ätzend präzisen Wortspielen, die nicht aufgesetzt sind, sondern immer wieder gerade die eigentliche Botschaft enthalten oder gar überhaupt erst entschlüsseln, macht den Abend zu einem berauschenden Feuerwerk von Originalität ohne Intellektuösität, von Spaß ohne auch nur eine Spur von Seichtigkeit, von Wucht ohne jeglichen erhobenen Zeigefinger. Erst, wenn die Welle längst über einen geschwappt ist, reibt man sich zugehört habend (i.e.“ als Zuhörer“ sternfrei gegendert) verdutzt die Augen und Ohren, warum der Kerl eigentlich so fürchterlich recht hat, warum er uns so detailversessen beschreiben und zerlegen kann, genau so, wie wir sind. Und gleich darauf, warum wir das wissend und erkennend eigentlich immer noch so sind. 

Andere Kabarettisten machen es auch gut, aber direkter. Börchers beschränkt sich darauf, uns den Spiegel hinzuhalten und hat es nicht einmal nötig, „Na los, erkenne dich selbst“ auszusprechen. Die Bilder, die er entwirft, die Kaskaden, die er über uns hereinstürzen lässt, sind so treffend, dass wir gar nicht anders können als uns (endlich) an die eigene Nase zu fassen. Der ganze Abend ist ein schierer Spaß, und zu gleich eine Lehrstunde, die niemand bemerkt. Das macht sie so wirksam.

Dass die Veranstalterin einen Mann dieser Güte nach Delbrück verpflichten kann, verdient höchste Anerkennung. Dass ein Mann seiner Klasse vor solch erlesener Zuhörerschaft auftritt, spricht noch mehr für ihn als er selber ohnehin schon – das Volk der Dichter und Denker dankt es ihm leider nur durch 150 Emissäre, die machen das aber dafür nachvollziehbar euphorisch.

Wolfgang Benesch
Paulusstraße 8
33129 Delbrück

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