Montag, 24. Februar 2025
Je länger man sie lässt, desto besser wird sie
Positive Überraschungen ist man als Delbrücker Kultur-Abonnent ja fast schon gewöhnt. Die mehr sichtbar als hörbar italienisch-stämmige Oberhausenerin brannte in der Stadthalle ein kleines sehr feines Feuerwerk unabgedroschener Pointen ab. Wer befürchtet hatte, es gehe den Abend so verhalten weiter, wie es begann, der lag wieder mal gründlich daneben.
Denn die mit den eigenen Unzulänglichkeiten wohltuend virtuos jonglierende Ein-Frau-Schau legte erst richtig los, als sie das Delbrücker Publikum als Stichwortgeber herausforderte. Pfiffig, originell, superschnell – und nie geschmacklos. Völlig unmöglich, vom vielen Guten auch nur das Beste zu behalten. Nein, nicht ganz: Die Ballade von der Frau, die niemals in die Knie geht, ging dermaßen unter die Haut, dass mir ein „Bravo“ herausgerutscht ist. Man kann nämlich in allem Klamauk immer auch Botschaften verstecken, wenn man kann. La Signora konnte.
Sie reimt, was gesagt werden muss, auf den Punkt. Ihre Grimassen sind aufgesetzt, stellen aber einen Louis de Funès glatt in den Schatten. Und ihre Lieder, wohl dosiert eingestreut und von brillantem Akkordeonspiel begleitet, sind Kleinkunst vom Allerfeinsten. Die Klassiker des Pop der vergangenen Jahrzehnte sind in ihren subtil umgetexteten Fassungen ganz unaufdringlich, aber da! Und wie: Da wird aus dem ohrwurmigen „Smooth operator“ ein „Ich schmus‘ mit Opa Peter“ – nicht nur phonetisch so wunderbar nahe liegend, sondern zugleich glaubwürdiges Mosaiksteinchen der lebendig erzählten Weisheiten, die La Signora so leichtfüßig stampfend absondert. Austeilt? Verkauft? Uns unterschiebt trifft es vielleicht am besten. Denn ihr Humor ist wie Eisenbahnschotter: Unterschwellig.
Wolfgang Benesch