Fulminanter Saisonhöhepunkt

Montag, 23. Dezember 2024

 
Fulminanter Saisonhöhepunkt

A Capella-Formation OnAir legt die Messlatte ganz, ganz hoch

Da hatte sich das Delbrücker Publikum auf einen besinnlichen Vorweihnachtsabend eingestellt – und dann das! Fetzige Klänge aus vier sympathisch-brillanten Kehlen. Überwiegend bekannte Melodien in musikalisch erlesenste Sätze und verwegene Harmonien gekleidet. Rhythmus, der immer neu überrascht und doch mitreißt. Gänsehaut pur, einen ganzen Abend lang.

Was Jennifer Kothe, Marta Helmin, André Bachmann und Patrick Oliver da auf die Bühne der Stadthalle zauberten, war ein musikalisches Feuerwerk der allerhöchsten Güte. Gesanglich fein abgestimmt, makellos, harmonisch bis zum Exzess. Musikalisch so anspruchsvoll, dass einem die Ohren „abflogen“ – die mancher Zuhörer allein schon von dem gelegentlich überzogen lauten Disco-Bass. Die weltweite Fangemeinde der legendären King’s Singers wäre vor der Darbietung vor Verzückung auf die Knie gefallen. Sie machte immerhin zwei Drittel des Auditoriums aus, und die wussten, hatten verstanden, was sie da zu hören bekommen hatten. Folgerichtig gab es zum Schluss stehende Ovationen, reichlich – in Delbrück ein ganz seltenes Ausrufezeichen. On Air hatte es verdient.

Betroffen macht indes die Ankündigung, dass Delbrück das drittletzte Konzert dieses so einmaligen Ensembles war. Das hebt den unvergleichlichen Abend auf den Sockel der Einmaligkeit. Noch verstörender ist der Grund für das Ende: Sie hören auf, weil sie von ihrer Kunst nicht leben können. Ein niederschmetternder Befund, der auch auf der Bühne nachdenklich kommentiert wurde. Kultur-Rezeption zerfällt offenkundig wie alles andere auch in oben (ganz teuer) und unten (keinen Lebensunterhalt sichernd). Das gilt fürs Vermieten, für Restaurants, für Bücher, für Autos, Fahrräder, Schuhe, Gesundheitswesen – die Liste ist endlos. Es gilt aber auch für den Konzertbesuch. 300 € für einen Abend Adele in der letzten Reihe sind es uns (mehrheitlich) wert, 35 € für On Air nicht. Für 20 € kommen noch genügend, aber davon kann man nicht leben. Dass wir gern und plakativ die Spitze bedienen, ist politisch plausibel. Kleinkunst erhalten wir nur, wenn wir hingehen, und zwar zu angemessenen Tarifen. Dass wir in der Breite etwas tun müssten, wird bei On Air überdeutlich. Und das, obwohl On Air Spitze ist, einsame Spitze. Da geht der Kultur, da geht Deutschland ein brillant funkelnder Schmuckstein verloren. Und das liegt nicht an den Künstlern.

Wolfgang Benesch
Paulusstraße 8
33129 Delbrück

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